Bereitstellung von Monatshygieneartikeln an Trierer Schulen – Stellungnahme des Trierer Jugendparlamentes


 

Um zu diesem Thema eine fundierte Meinung abgeben und für die Betroffenen an den Trierer Schulen sprechen zu können, haben wir uns aus dem Jugendparlament an die Schüler*innen-Vertretungen gewandt, um zum einen abzufragen, wie mit der Bereitstellung von Menstruationsprodukten an den verschiedenen Schulen umgegangen wird, zum anderen, ob die Jugendlichen überhaupt von einem entsprechenden Angebot an ihren Schulen wissen.

Zudem beschäftigen sich einige Jugendliche aus dem Jugendparlament schon länger mit der Problematik und haben an ihren Schulen bereits einiges verbessern können.

Um herauszufinden, wie die Situation aktuell an den einzelnen Schulen geregelt ist und um die Meinung von möglichst vielen Betroffenen miteinbeziehen zu können, haben wir einen Fragenkatalog zusammengestellt. Folgende Ausgangssituation haben wir mit auf den Weg gegeben:

Stellt euch folgendes Szenario vor: Ihr seid in der Schule und bemerkt, dass sich eure Periode anbahnt. Unglücklicherweise habt ihre keine Binden oder Tampons dabei. Auch eure Freund*innen können euch leider nicht weiterhelfen. Was tut ihr jetzt?

Trotz der sehr kurzfristigen Anfrage haben wir von sechs Schulen zum Teil sehr ausführliche Rückmeldungen erhalten. In manchen Schulen haben sich nicht nur die SVen mit der Anfrage beschäftigt, das Thema wurde auch von den Verbindungslehrkräften in die einzelnen Klassen getragen. Außerdem haben wir die Thematik intern diskutiert und sind dabei auf drei Punkte gestoßen, die uns besonders wichtig sind.

 

1. Mangelnde Information über die Bereitstellung von Monatshygieneartikeln bei Bedarf

Bei allen Rückmeldungen aus den Schulen, aber auch im persönlichen Gespräch wurde deutlich, dass die Mehrzahl der Betroffenen nicht über die Möglichkeit informiert war, bei Bedarf Zugriff auf von den Schulen bereitgestellte Menstruationsprodukte zu haben.

Eine Idee, wie die Informationen nicht nur die Schulgemeinschaft sondern auch die Eltern erreichen könnte, war, in dem bei allen Schulen zum Schuljahresbeginn verteilten Elternbrief zur Schulorganisation mit wichtigen Terminen u.ä. explizit auf das Angebot der Bereitstellung von Monatshygieneartikeln bei Bedarf hinzuweisen.

Eine weitere Idee wäre eine Information in jeder Toilette, verbunden mit dem Hinweis, wie die Bereitstellung oder der Zugang an der jeweiligen Schule geregelt ist. („Wende Dich an das Sekretariat.“ oder „Im Krankenzimmer findest Du einen Vorrat an Binden und Tampons im Schrank neben der Tür.“)

Ein weiterer Vorschlag war, im Sexualkundeunterricht, der in verschiedenen Klassenstufen auf dem Lehrplan steht, konkret und routinemäßig darüber zu informieren.

 

2. Wie komme ich an die Hygieneartikel heran?

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Form der Bereitstellung von Hygieneartikeln im Notfall. An einigen Schulen funktioniert es über die Lagerung und Verteilung in den Sekretariaten sehr gut. Viele Jugendliche denken automatisch an das Sekretariat, wenn sie in der Schule ein Problem haben. Jede betroffene Person kann sich an das Sekretariat wenden.

Allerdings gibt es nicht in jeder Schule ein mit empathischen Personen besetztes Sekretariat. Dazu kommt, dass vor allem Jüngere sich nicht recht trauen, über solche intimen Themen zu sprechen. Außerdem besteht die Hürde, dass man zuerst in einen anderen Raum laufen und eine Person ansprechen muss, bevor man Hilfe bekommt.

An manchen Schulen ist das Sekretariat nur zu bestimmten Zeiten für die Jugendlichen zugänglich. Häufig gibt es dann auch einen großen Andrang und ein vertrauensvolles Gespräch ist nur schwer möglich. Deshalb halten wir die Bereitstellung von Hygieneartikeln im Sekretariat lediglich für eine Minimallösung.

Eine bessere Variante wäre die Lagerung in einem öffentlich zugänglichen, nicht abgeschlossenen Raum (z.B. Sanitätsraum), wo man ohne Nachfragen an die Sachen herankommt. Um den Missbrauch der Hygieneartikel zu vermeiden, könnten sich die Nutzenden in eine Liste eintragen.

Am liebsten wäre es den meisten aber, wenn man direkt bei den Toiletten an die Binden oder Tampons herankommen könnte. Dies könnte durch einen Automaten geschehen.

 

3. Automatenlösung – ja oder nein?

Insgesamt halten wir die Installation von Automaten für eine gute Lösung. Es erspart den Betroffenen das Gespräch mit einer anderen Person und den Weg in einen anderen Raum.

Stark diskutiert wurde, ob die Monatshygieneartikel im Automaten frei zugänglich sein sollen oder nur mit Hilfe von Coins oder Geldmünzen entnommen werden können. Mithilfe von speziellen Münzen, die man für die Nutzung eines solchen Automaten braucht, könnte man den Missbrauch der Artikel vermeiden. Fraglich ist jedoch, woher diese Münzen kommen und ob man im Bedarfsfall eine entsprechende Münze greifbar hat.

Jede oder jeder könnte einmalig von der Klassenleitung eine solche Münze erhalten. Diese könnte man aber zu Hause vergessen oder verlegen. Wenn man sie beispielsweise im Sekretariat auf Nachfrage erhält, müsste man zwar nicht detailliert über die Thematik sprechen, aber trotzdem den Weg dorthin auf sich nehmen. Manche argumentieren, dass man sich dann auch direkt die Hygieneartikel dort abholen könnte und so der Automat keine Verbesserung wäre.

Wären die Artikel in den Automaten frei zugänglich, könnte es in der Anfangszeit sicher zu übermäßigem Gebrauch oder Missbrauch kommen. Wir sind aber zuversichtlich, dass sich die Situation einpendelt und würden diese Variante bevorzugen.

Die Stadtschüler*innenvertretung weist außerdem darauf hin, dass Menstruationsprodukte nicht nur frei, sondern im Hinblick auf Periodenarmut auch kostenfrei an den Schulen angeboten werden sollen.

Eine weitere Überlegung war, ob in jedem Toilettenraum ein entsprechender Automat zur Verfügung stehen sollte. Bei der Diskussion in der Arbeitsgruppe des Jugendparlamentes kamen wir zum Ergebnis, dass ein Automat (max. noch ein zusätzlicher in der Sporthalle) pro Schule ausreichend wäre, wenn gleichzeitig kommuniziert wird, wo sich dieser Automat befindet („Vor den Toiletten im Erdgeschoß“). Ein weiterer Vorteil, wenn die Automaten nicht in den Toilettenräumen sondern im Umfeld oder auf dem Gang hängen wäre, dass so Rücksicht auf geschlechtliche Vielfalt genommen werden kann.

Von der Stadtschüler*innenvertretung kam der Vorschlag, auf Automaten komplett zu verzichten, dafür aber Menstruationsprodukte in jeder Toilettenkabine bereitzustellen, weil das Problem der plötzlich auftretenden Periodenblutung häufig erst beim Klogang bemerkt wird. Dann ist es aber schwierig, die Kabine nochmal zu verlassen, um sich mit Binden oder Tampons zu versorgen.

Wir vom Jugendparlament haben uns darüber ebenfalls Gedanken gemacht, fragen uns aber, wie es gelingen kann, Binden und Tampons in den einzelnen Toilettenkabinen unter hygienischen Bedingungen bereitzuhalten.

 

Noch eine Bemerkung zum Schluss:

Auf die Frage, ob den Schulen ausreichend Hygieneartikel zur Verfügung gestellt werden, hat nur eine Schule geantwortet. Dort reichen die Produktproben von Herstellern (die im Sekretariat verwahrt und ausgegeben werden) nicht aus, um den Bedarf zu decken, sodass von Zeit zu Zeit aus dem Hausbudget nachgekauft wird.